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Die Testung auf Autoantikörper nimmt in der rheumatologischen Diagnostik einen immer höheren Stellenwert ein. Sie liefert wichtige differenzialdiagnostische Hinweise und ermöglicht in einigen Fällen sogar Aussagen zur Prognose des Krankheitsverlaufs oder wird bei der Wahl der Therapie berücksichtigt. Vor ihrem Einsatz in der Diagnostik durchlaufen alle serologischen Tests eine strenge Prüfung und werden nur bei Erfüllung der Kriterien für die Diagnostik zugelassen. Dennoch sollte ein serologisches Testergebnis allein nie die Diagnose bestimmen. Denn Diskrepanzen können auftreten und liegen in der Natur der Autoimmunität.
Diskrepanzen zwischen dem ANA-Suchtest und dem monospezifischen Bestätigungstest
Der indirekte Immunfluoreszenztest (IIFT) mit humanen Epithelzellen (HEp-2-Zellen) stellt den Goldstandard des Suchtests für Antikörper gegen nukleäre Antigene (ANA) dar.1 Der IIFT ist ein sehr sensitives, aber nicht sehr spezifisches Verfahren, und ANA können auch bei bis zu 20 % der gesunden Bevölkerung nachgewiesen werden.2 Ein positives ANA-Suchtestergebnis könnte folglich auch ohne Zusammenhang mit dem Krankheitsverdacht auftreten.
Nach einem positiven ANA-Suchtest muss zur Bestätigung mit einem monospezifischen Test die Auswahl der Antigene auch das Zielantigen enthalten. Wichtig ist, dass alle im Bestätigungstest negativen Antikörper entsprechend im Patientenbericht vermerkt werden. Unter Umständen müssen weitere Antikörper getestet werden. EUROIMMUN bietet dafür verschiedene EUROLINE-ANA-Profile zur parallelen monospezifischen Testung auf bis zu 23 Antikörper oder auch nur die prävalentesten ANA. Aber gerade bei Autoantikörpern mit sehr geringer Prävalenz ist manchmal noch kein monospezifischer Test entwickelt oder das Zielantigen sogar noch nicht identifiziert. Hier beteiligt sich EUROIMMUN aktiv an der Forschung mit der Entdeckung von Zielantigenen und der Entwicklung von Nachweistests. So konnte beispielsweise die Diagnostik der Systemsklerose mit dem neu entdeckten Zielantigen NVL (nuclear valosin-containing protein-like) verfeinert werden, das exklusiv auf dem EUROLINE Systemsklerose-Profil 2 angeboten wird.
Ein negativer ANA-Suchtest hingegen schließt das Vorliegen von für die Rheumatologie relevanten Autoantikörpern nicht aus. Für einige anti-cytoplasmatische Antikörper stellt der IIFT mit HEp-2-Zellen nicht die geeignete Methode dar. Dies betrifft viele Myositis-spezifische Antikörper (MSA). Sie erzeugen (oft) kein erkennbares Fluoreszenzmuster im ANA-Suchtest, da die Zielantigene nur in geringer Menge vorkommen und im Cytoplasma verteilt vorliegen. So zum Beispiel Anti-cN1A-Antikörper oder Antikörper gegen tRNA-Synthetasen wie Anti-Jo-1. Daher wird bei Verdacht auf eine Myositis die monospezifische Testung auf MSA parallel zum ANA-Suchtest empfohlen. Hier eignen sich besonders die EUROLINE-Myositis-Profile, da mit nur einem Blotstreifen bis zu 20 Myositis-relevante Autoantikörper monospezifisch getestet werden können.
Zuletzt können Diskrepanzen auch aufgrund der unterschiedlichen Antigenpräsentation entstehen. Im HEp-2-IIFT-Ergebnis liegen die Antigene in situ vor, während die Antigene bei den monospezifischen Bestätigungstests gereinigt und immobilisiert werden, wodurch das Antigen eine Modifikation erfährt, welche die Antikörperbindung beeinflussen kann.
Diskrepanzen zwischen verschiedenen monospezifischen Tests
Bei Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen monospezifischen Tests liegt die Ursache meist ebenfalls in der unterschiedlichen Antigenpräsentation. Dabei spielt es nicht nur eine Rolle, welche Nachweismethode zum Einsatz kommt (z. B. ELISA, ChLIA oder Immunblot), sondern vor allem die Herkunft, Art, Aufreinigung und Immobilisierung der Antigene. Proteine als Antigen können je nach Test und Hersteller rekombinant hergestellt (z. B. in Bakterien) oder nativ aufgereinigt (z. B. aus Gewebe) sein und somit unterschiedliche posttranslationale Modifikationen enthalten. Rekombinant hergestellte Peptide können sich in der gewählten Sequenz unterscheiden. Nicht zuletzt können auch der Prozess der Aufreinigung sowie die Immobilisierung und der Beschichtungsuntergrund Veränderungen am Antigen verursachen. Jede Modifikation des Antigens kann schließlich die Bindungsaffinität des Antikörpers beeinflussen. Dabei sind die nachzuweisenden Autoantikörper nicht identisch, sondern individuell gebildete polyklonale Autoantikörper, also von Patient zu Patient unterschiedlich, selbst wenn sie gegen das selbe Antigen gerichtet sind. Aufgrund der dargelegten Unterschiede können die verschiedenen Antikörperpopulationen mit den verschiedenen Tests unterschiedlich gut erkannt werden. Die genaue Kenntnis der Antikörperbindung und die entsprechende Weiterentwicklung eines Testsystems kann die analytische Sensitivität und Spezifität steigern. Durch die Verwendung hochreiner Nukleosomen zur Kopplung von Doppelstrang-DNA (dsDNA) an die Festphase beim Anti-dsDNS-NcX-ELISA (IgG) übertrifft dieser beispielweise die diagnostische Trefferquote des Anti-dsDNA-RIA (Farr-Assays) zum Nachweis von Autoantikörpern gegen dsDNA. Dennoch wurden in einigen wenigen Seren Anti-dsDNA-Antikörper nur mit dem Farr-Assay oder nur mit dem Crithidia-luciliae-Immunfluoreszenztest (CLIFT) nachgewiesen.3 Die Anwendung verschiedener Tests kann somit die Trefferquote des Antikörpernachweises erheblich steigern.
Doch auch der perfekte Antikörpertest wäre nicht ausreichend, um eine Diagnose zu stellen oder auszuschließen. Die Klinik des Patienten sollte in der rheumatologischen Diagnostik immer an erster Stelle stehen. Weitere Untersuchungsmethoden, wie z. B. histologische Analysen oder bildgebende Verfahren sollten indikationsabhängig neben den verschiedenen serologischen Tests herangezogen werden, um eine Diagnose zu untermauern. Wir beraten Sie gern zu unseren Testsystemen für die Antikörperdiagnostik als wichtigen Baustein der rheumatologischen Diagnostik und bieten auch weiterführende Hilfe in der Auswertung von besonders herausfordernden serologischen Ergebnissen durch unsere erfahrenen Experten.
1 International Consensus on ANA Patterns
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