Zunehmende Verbreitung von Infektionskrankheiten durch den Klimawandel

Experten weltweit haben den Klimawandel als größte gesundheitliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts identifiziert. Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass die klimatischen Veränderungen auch das Auftreten, Wiederauftreten und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten begünstigen. Das volle Ausmaß dieser besorgniserregenden Entwicklung ist jedoch nach wie vor nur unzureichend untersucht. In einer Studie aus dem Jahr 2022 haben Forscher die Fachliteratur analysiert und festgestellt, dass scheinbar 58 Prozent der Infektionskrankheiten, mit denen die Menschheit weltweit konfrontiert ist, irgendwann durch klimatische Gefahren wie Treibhausemissionen auf verschiedene Weise verschlimmert wurden – vor allem hinsichtlich ihrer Ausbreitung und ihres Schweregrades.

In einer weiteren in Nature veröffentlichten Studie wurde mittels Simulation dargestellt, wie der Klimawandel die geografischen Verbreitungsgebiete von mehr als 3.000 Säugetierarten und den von ihnen übertragenen Viren bis 2070 verändern könnte. Die Forscher stellten fest, dass es zunehmend zu neuen Begegnungen zwischen Säugetierarten kommen wird, beispielsweise aufgrund von Abwanderung in kühlere Gebiete, und sich dadurch das Risiko der Ausbreitung neuartiger Krankheiten erhöht. Die Ergebnisse deuten also darauf hin, dass der Klimawandel bis 2070 zur dominierenden Triebkraft der artenübergreifenden Virusübertragung werden könnte.

Hierzulande macht das Robert Koch-Institut (RKI) darauf aufmerksam, dass aufgrund der Klimaerwärmung in den nächsten Jahren immer mehr exotische Erreger auch in Deutschland heimisch werden könnten, und empfiehlt eine diesbezügliche Sensibilisierung der Ärzte. Das Institut plant zudem, seine Arbeit zu gesundheitsrelevanten Themen im Kontext des Klimawandels weiter zu verstärken.

Arbovirusinfektionen

Von Insekten (Arthropoden) übertragene Viren, die auch als Arboviren bekannt sind, zählen zu den häufigsten Auslösern von Infektionskrankheiten des Menschen. In den letzten Jahrzehnten sind sie zu einem weltweit wachsenden Problem geworden. Vor allem in tropischen und subtropischen Regionen kam es vermehrt zu Epidemien vektorübertragener Viruserkrankungen. Aber auch in den gemäßigten Breiten Europas wie beispielsweise in Deutschland wächst die Anzahl an Infektionen mit Arboviren wie dem West-Nil(WNV)- oder Frühsommer-Meningoenzephalitis(FSME)-Virus inzwischen jährlich. Grund dafür sind unter anderem die zunehmend warmen und langen Sommer. Die Wärme begünstigt die Ausbreitung der Viren-Überträger, meist Mücken oder Zecken, gen Norden.

Aber auch Tierarten, die hier schon länger heimisch sind, entwickeln als Folge des Klimawandels neues Bedrohungspotenzial. Die gewöhnlichen Hausmücken der Gattung Culex etwa werden zunehmend zu Überträgern des WNV. 2019 sind erstmals Fälle von WNV-Infektionen in Deutschland aufgetreten, die durch heimisch infizierte Mücken verursacht wurden. Auch in den darauffolgenden Jahren wurden bei Menschen in Deutschland regelmäßig vor Ort erworbene (sogenannte autochthone) WNV-Infektionen identifiziert. Die Infektionen traten in den Sommermonaten zwischen Juli und September auf. Da etwa 80 Prozent der WNV-Infektionen asymptomatisch verlaufen und daher in der Regel nicht diagnostiziert werden, geht man davon aus, dass bereits weit mehr Menschen als angenommen in Deutschland von der Virusinfektion betroffen waren.

Mit den höheren Temperaturen und milderen Wintern steigen auch die Fallzahlen von Krankheitsübertragungen durch Zecken. Schon die in unseren Breiten heimischen Zecken wie der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) stellen hierzulande ein erhebliches Problem für die öffentliche Gesundheit dar. 2020 meldete das RKI einen Rekord-Wert von 712 FSME-Erkrankungen in Deutschland. Im kühleren darauffolgenden Jahr sank die Zahl wieder um 50 Prozent. Galt in der Vergangenheit vor allem Süddeutschland als Risikogebiet für die Übertragung von FSME-Viren (FSMEV), so wurden nun auch Teile von nördlicher gelegenen Bundesländern vom RKI als Risikogebiete ausgewiesen u.a. Hessen, Thüringen, Sachsen, Brandenburg und sogar Niedersachsen.

Seit Jahren breitet sich zudem in Deutschland eine neue exotische Mückenart aus: die Asiatische Tigermücke. Wurde die Tigermücke im Jahr 2007 das erste Mal in Süddeutschland vereinzelt identifiziert, finden sich mittlerweile in den Sommermonaten auch größere Populationen in anderen Regionen wie z. B. Berlin. Tigermücken fungieren unter anderem als Vektoren für Dengue-, Zika- und Chikungunya-Viren (DENV, ZIKV bzw. CHIKV). Bislang traten autochthone Fälle von Dengue-, Zika- und Chikungunya-Fieber jedoch nicht in Deutschland auf und derzeit wird die Infektionsgefahr von Experten als relativ gering eingeschätzt.

Die klinischen Verläufe der Infektionen mit den unterschiedlichen Arboviren ähneln einander sehr stark, sodass eine Diagnose meist nicht aufgrund der reinen Symptomatik gestellt werden kann. Daher sollte bei entsprechendem Verdacht eine gezielte virologische Diagnostik durchgeführt werden.

Testsysteme für die Labordiagnostik

Mit den EUROIMMUN-Testsystemen für die Diagnostik von Arbovirusinfektionen können sowohl akute als auch bereits überstandene Infektionen verlässlich erkannt werden. Das breite Portfolio umfasst unter anderem einen ELISA-basierten DENV-Nachweis für die zuverlässige und eindeutige Detektion der Erreger anhand des NS1-Antigens. Der Test eignet sich hervorragend für die Akutdiagnostik während der virämischen Phase. Nach der Virämie kommt dem Antikörpernachweis eine große diagnostische Bedeutung zu: Spezifische Antikörper können einige Tage nach Einsetzen der ersten Symptome detektiert werden. Der Nachweis spezifischer IgM-Antikörper oder ein signifikanter Titeranstieg des spezifischen IgG weist auf eine akute Infektion hin. Für die serologische Diagnostik bietet EUROIMMUN zudem eine umfassende Palette an ELISA und indirekten Immunfluoreszentests (IIFT) an, die unter anderem den Nachweis von Antikörpern gegen FSMEV, WNV, ZIKV und DENV ermöglichen. Auf dem Arbovirus-Fieber-Mosaik 2 beispielsweise sind BIOCHIPs mit unterschiedlichen Substraten (ZIKV, CHIKV, DENV Typ 1 – 4) kombiniert, sodass dieses IIFT-Testsystem für den simultanen Antikörpernachweis ausgelegt ist und somit bestens für die Differenzialdiagnostik eingesetzt werden kann. Auch mittels ELISA ist eine parallele Analyse verschiedener Parameter möglich.

Für einen effizienten Workflow bietet EUROIMMUN  flexible Automatisierungslösungen – optimal abgestimmt auf die Bedürfnisse des Labors.

 

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