Sorge um Langzeitfolgen des Zika-Virus-Ausbruchs in Brasilien

In Brasilien trat im Mai 2015 der erste Fall einer Zika-Virus-(ZIKV-)Infektion auf, die sich seit Anfang des Jahres in Lateinamerika ausgebreitet hat. Die Infektionskrankheit war bis dato vor allem in Afrika und Asien bekannt. Das ZIKV wird durch die gleichen Stechmücken (Aedes aegypti, Aedes albopictus) übertragen wie die in dieser Region endemischen Dengue- und Chikungunya-Viren und löst ähnliche Beschwerden aus: Fieber, Hautauschlag, Gelenkschmerzen. Die Symptome fallen in der Regel aber viel milder aus, oftmals verläuft die Infektion gänzlich unbemerkt. Auch deshalb wurde das Virus bisher kaum als eine ernste Gefahr betrachtet.

Seit wenigen Wochen verstärkt sich jedoch der Verdacht, dass die ZIKV-Infektionswelle in Brasilien im Zusammenhang mit einem beunruhigenden Anstieg der Zahl von Mikrocephalie-Fällen steht. Mikrocephalie bezeichnet eine Entwicklungsanomalie des Kopfes, die zu einem vergleichsweise kleinen Kopfumfang und häufig weiteren Behinderungen des Neugeborenen führt. Das brasilianische Gesundheitsministerium registrierte im Jahr 2015 bis zum 28. November 1.248 Fälle in 14 Bundesstaaten, in denen auch das ZIKV auftritt. Im Vergleich dazu waren zwischen 2010 und 2014 dort nur durchschnittlich 150-200 Kinder jährlich von Mikrocephalie betroffen.

Im Fruchtwasser zweier schwangerer Frauen, deren Föten Anzeichen der Fehlbildung zeigten, wurde laut Bericht des Gesundheitsministeriums vom 17. November genetisches Material des ZIKV nachgewiesen. Die Frauen selbst wiesen Symptome auf, die zu der Virusinfektion passen würden. Knapp zwei Wochen später wurde bestätigt, dass ein nationales Referenzlabor (Evandro Chagas Institute) ZIKV-RNA in Blut- und Gewebeproben eines Neugeborenen mit Mikrocephalie und weiteren Fehlentwicklungen nachgewiesen hat. Das Kind starb kurz nach der Geburt.

Erste Verdachtsmomente, dass ZIKV-Infektionen neurologische Folgeschäden hervorrufen könnten, tauchten bereits bei einem schweren ZIKV-Ausbruch in Französisch Polynesien zwischen 2013 und 2014 auf. Dort litten Personen nach einer mutmaßlichen ZIKV-Infektion vermehrt an Entzündungen der Nervenbahnen, die als Guillain-Barré-Syndrom diagnostiziert wurden. Diese können zu Lähmungen und Gefühlsstörungen besonders in den Beinen führen. Derzeit finden weitere Studien statt, um die mögliche Verbindung zwischen dem neurologischen Syndrom und der Virus-Erkrankung aufzuklären.

Das „European Center for Disease Prevention and Control“  (ECDC) kommt in zwei umfangreichen Bulletins von Ende November und Anfang Dezember zu dem Schluss, dass bislang nur „ökologische Belege“ für eine Assoziation zwischen der Mikrocephalie und dem ZIKV bestehen. Die aktuelle Datenlage erlaube weder den Ausschluss noch die definitive Bestätigung eines kausalen Zusammenhangs, bis die laufenden Untersuchungen und Studien abgeschlossen seien.

Doch bereits die existierenden Hinweise, dass das ZIKV Grund für eine zunehmende Zahl angeborener Anomalien und Guillain-Barré-Syndrom-Fälle sein könnte, scheinen Warnung genug: Die WHO/PAHO bittet ihre Mitgliedsstaaten nach ähnlichen Fällen Ausschau zu halten und diese zu melden (Epidemiological Alert, 17. November 2015). Es sollten zudem ausreichend Kapazitäten für die Diagnostik der Virusinfektion geschaffen, die medizinische Versorgung auf steigende Infektionszahlen eingerichtet und die Bemühungen der Moskito-Bekämpfung intensiviert werden (Epidemiological Alert, 1. Dezember 2015). Das Brasilianische Gesundheitsministerium rät besonders schwangeren Frauen zu verstärkten Schutzmaßnahmen gegen Mückenstiche.

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