„Jetzt kannst Du Leben retten“ – Und plötzlich ist man Stammzellenspender

Teil I: Von der Registrierung zur Voruntersuchung: Wochen zwischen Tatendrang und Warten

Seit 1991 hat die DKMS über 90.000 Spender an Blutkrebspatienten auf der ganzen Welt vermittelt. Demgegenüber stehen rund 13.000 Neuerkrankungen jährlich – allein in Deutschland. Ein guter Grund für viele EUROIMMUNer, sich in die Spenderkartei aufnehmen zu lassen. Bei einer großen Registrierungsaktion 2019 folgten über 700 Mitarbeiter dem Aufruf „Stäbchen rein, Spender sein“.

Mit dabei: Henriette. Sie war Teil des Organisationsteams und half ihren Kollegen beim ersten Schritt in die Stammzellenspenderkartei. Sie selbst ließ sich das Set im Oktober 2018 nach Hause schicken und ist seitdem registriert. Ihr erster Gedanke? „Wahrscheinlich wirst du eh nicht ausgewählt“. Vielen potenziellen Spendern geht es ähnlich, denn die Registrierung ist so einfach wie das Motto der DKMS lautet. Und so war auch Henriette überrascht, als man sie acht Monate später plötzlich kontaktierte. Die DKMS ließ nichts unversucht, sie zu erreichen – sie erhielt einen Anruf, eine SMS, einen Brief und eine Mail. Zwei Tage nach dem ersten Gespräch schickte man ihr ein Set für die erste Blutabnahme, um die Ergebnisse des Speicheltests zu bestätigen. “Das kann man natürlich bei seinem Hausarzt machen. Niemand muss sich selbst Blut abnehmen“, erklärt Henriette. Bei ihr lag das Ergebnis vier Wochen später vor: Es bestätigte sich, dass die Gewebemerkmale im Blut mit der Wattestäbchenprobe übereinstimmen.

Nach weiteren Labortests, bei denen akute Infektionen ausgeschlossen wurden, bestätigte die DKMS, dass Henriette eine geeignete Spenderin sei. „Danach ging es Schlag auf Schlag. Wir vereinbarten direkt alle Termine, die mir bevorstanden. Dabei durften von der Voruntersuchung bis zur Spende insgesamt nur vier Wochen vergehen. Urlaube und weitere Operationen hätte ich in diesem Zeitraum absagen müssen. Aber das wäre es mir wert gewesen.“ Die anfängliche Aufregung legte sich bei Henriette schnell. „Ich fühlte mich von Anfang an sehr gut betreut und hatte einen persönlichen Ansprechpartner, den ich alles fragen konnte, was mir auf der Seele brannte“. Für die erste Voruntersuchung ging es nach Köln. Kost, Logis und ein flexibles Bahnticket wurden von der DKMS gestellt. „Einen derartig ausgiebigen Check mit EKG, Ultraschall, Blutdruckmessung und Co. erhält man selbst bei der Gesundheitsvorsorge ab 35 nicht. Fünf Seiten lang waren meine Ergebnisse“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern. Am Ende der Voruntersuchung musste Henriette eine erste Entscheidung treffen: Wie soll die Spende durchgeführt werden?

Neben einer OP, bei der die Stammzellen direkt aus dem Knochenmark des Beckenkranzes entnommen werden, ist auch die sogenannte Apherese möglich. Das ist eine Blutwäsche, über die sich die Zellen der Spender für die notwendige Transplantation herausfiltern lassen. Für diese Methode, die seit etwa sechs Jahren als Alternative zum operativen Eingriff durchgeführt wird, entschied sich auch Henriette. „Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Unterzieht man sich der OP, verbringt man einige Tage im Krankenhaus, der Eingriff ist unangenehm. Die Blutwäsche hingegen erfordert etwas Mut in der Vorbereitung, denn eine Woche vor der Apherese muss man sich ein Präparat spritzen. Für viele ist das eine große Herausforderung“. Doch die DKMS unterstützt auch hier: Für diejenigen, die sich nicht trauen, kommt der örtliche Pflegedienst nach Hause und verabreicht die Injektionen. „Letztlich ist der eigene Aufwand gering im Gegensatz zum Leid der Patienten. Ich habe nicht einen Moment daran gedacht, es nicht zu tun.“

Und so begann Henriette fünf Tage vor der Spende mit den ersten Injektionen. Sie ließ sich dabei von einer Freundin helfen. „Das Präparat sorgt dafür, dass die Stammzellen produziert und ins Blut gespült werden. Ziel ist es, den Leukozyten-Wert um das Zehnfache zu erhöhen.“ Nach der ersten Spritze entwickelte Henriette leichte Grippesymptome, am Wochenende vor der Spende fühlte sie sich krank. „Das ist ganz normal und auszuhalten. Man darf Schmerztabletten nehmen, wenn einem unwohl ist. Kein Grund, die Behandlung abzubrechen“ betont sie. Denn erst, wenn man mit den Spritzen beginnt, erfährt der Empfänger, dass es einen passenden Spender für ihn gibt. Beim erkrankten Patienten wird dann sofort das Immunsystem heruntergefahren, um ihn auf die Operation vorzubereiten. „Da denkt man nicht ans Aufgeben.“

Das Registrierungsset der DKMS: Mit wenig Aufwand zum Stammzellenspender

Lassen auch Sie sich zum heutigen Weltblutkrebstag bei der DKMS oder den vielen anderen deutschen Spenderdateien als Stammzellenspender registrieren! Eine Übersicht finden Sie auf der Seite des ZKRD (Zentrales Knochenmarkspender-Register Deutschland).

Wie Henriette die Spende erlebt hat und die Behandlung abgelaufen ist, erfahren Sie im nächsten Teil.

1 Kommentar zu „„Jetzt kannst Du Leben retten“ – Und plötzlich ist man Stammzellenspender“

  1. Ich finde es super, dass es Menschen gibt, die sich als Stammzellenspender zur Verfügung stellen und somit vielen Menschen eine Stammzellentherapie ermöglichen können. Zudem ist es interessant zu wissen, dass der Prozess über eine OP läuft und die Stammzellen aus dem Knochenmark kommen. Ich werde mich intensiver damit auseinandersetzen und eventuell auch Stammzellenspender werden.

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