Zwei neue Wege zur Übertragung von FSME-Viren entdeckt

Vor wenigen Tagen berichtete die Zeckenforscherin Prof. Dr. Ute Mackenstedt der Universität Hohenheim zusammen mit Dr. Gerhard Dobler vom Konsiliarlabor für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Stuttgart über zwei neue Wege, über die FSME-Viren auf den Menschen übertragen werden können: Rohmilch und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus).

FSME-infizierte Auwaldzecken

Bisher waren nur Zecken der Gattung Ixodes als Überträger der Viren bekannt. Dazu zählt auch der Gemeine Holzbock, der in Deutschland am häufigsten Menschen befällt. An einem Mess-Standort bei Leipzig seien 2016 und 2017 nun die ersten infizierten Auwaldzecken gefunden worden, berichtete Dr. Dobler. Diese Zeckenart ist auch bei niedrigeren Temperaturen aktiv als der Gemeine Holzbock, allerdings befällt sie dafür eher Tiere als Menschen.

Kontaminierte Rohmilchprodukte

Außerdem traten im Sommer die ersten zwei Fälle einer Übertragung der FSME-Viren über den Verzehr kontaminierter Rohmilchprodukte in Deutschland auf. Dass dies möglich sei, war zwar bereits aus Osteuropa bekannt, wo dies regelmäßig vorkommt – in Deutschland war ein solcher Fall jedoch bisher nicht aufgetreten. Eine Familie hatte beim Besuch eines Ziegenhofs Rohmilchprodukte probiert, die zwei männlichen Familienmitglieder infizierten sich dabei mit dem Virus. Das Besondere dieser Fälle für die Wissenschaft ist, dass zum ersten Mal der gesamte Übertragungsweg der Viren, vom Überträger (Zecke), über die Wirtstiere (Ziegen) und die Rohmilchprodukte, bis zur infizierten Person untersucht und nachvollzogen werden kann – daran wird nun gearbeitet.

Zeckenübertragene Erkrankungen in Deutschland

In Deutschland ist vor allem der Süden von FSME-Infektionen betroffen, doch seit einigen Jahren steigen die Zahlen auch in Mittel- und Norddeutschland. Milde Temperaturen im Winter und Frühjahr erlauben es den Zecken, frühzeitiger aktiv zu werden und sich weiter auszubreiten; und mit den Zecken breiten sich auch Infektionskrankheiten wie FSME und Borreliose aus, die die Spinnentiere auf den Menschen übertragen können.

Während der einzige Schutz gegen Borreliose der Schutz vor Zeckenstichen ist, gibt es gegen FSME eine Impfung. Diese schütze nach Dr. Dobler glücklicherweise auch vor einer Ansteckung über Rohmilch oder Auwaldzecken.

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