Seit kurzem bietet EUROIMMUN einen neuen ELISA zum Nachweis von IgA-Antikörpern für die Zika-Infektionsdiagnostik an. Aber wozu wird dieser benötigt? Die Bestimmung von Anti-Zika-Viren IgA kann die Diagnose akuter Zika-Viren-Infektionen erleichtern, wenn spezifische IgM-Antikörper nicht messbar sind.
Primäre und sekundäre Immunantwort bei Zika-Virus-Infektionen
Typischerweise werden Antikörper der Klasse IgM für die Diagnose einer akuten Infektion herangezogen. Beim ersten Kontakt mit einem Virus werden sie bereits innerhalb von etwa drei bis fünf Tagen nach dem Ausbruch der Erkrankung gebildet und bleiben für einige Wochen im Blut nachweisbar. Erst mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung – ab circa Tag 8 – werden dann zunehmend IgG-Antikörper in das Blut sezerniert, die eine steigende Affinität zu dem Antigen entwickeln und dieses effizient eliminieren (primäre Immunantwort, Abbildung A). Die IgG-Antikörper persistieren in der Regel über Monate und Jahre, weshalb eine einzelne IgG-positive Probe keine Differenzierung zwischen akuter und rekonvaleszenter Infektionsphase erlaubt. Kommt es zu einem zweiten Kontakt mit dem gleichen Virus, wird die IgG-Synthese direkt und schnell angekurbelt, die Konzentration steigt innerhalb der ersten Infektionstage wieder steil an. Spezifische IgM-Antikörper werden hingegen nur in geringen, z.T. nicht nachweisbaren Mengen gebildet (sekundäre Immunantwort, Abbildung B).
Zu einer solchen sekundären Immunreaktion kann es auch bei Patienten kommen, die sich nach einem ersten Kontakt mit einem Flavivirus (Infektion oder Impfung) erneut mit einem Vertreter dieser Virusgattung, wie dem Zika-Virus, infizieren. Obwohl eine akute Infektion besteht, sind dann unter Umständen keine spezifischen IgM-Antikörper in der Blutprobe des Patienten nachweisbar, es fehlt somit an einem verlässlichen Akut-Marker. Antikörper der Klasse IgA werden im Zuge der Immunantwort häufig parallel zu IgM-Antikörpern gebildet. Hauptsächlich finden sie sich in den Schleimhaut-Sekreten der Atemwege, des Intestinal- und Urogenitaltrakts sowie in der Tränenflüssigkeit und Muttermilch, sie werden aber auch in das Blut sezerniert. Ihr Nachweis kann die Diagnosestellung in akuten Fällen erleichtern, wie das folgende Beispiel zweier Patienten zeigt.
Zwei Fallbeispiele
Beide Patienten haben sich mit Zika-Viren infiziert und zeigen kurz darauf die ersten Symptome, wie Fieber, leichter Hauthausschlag, Gelenkschmerzen und Bindehautentzündung. Die zwei stammen aus Kolumbien, einem Land, das neben Brasilien mit am schwersten von der Zika-Virus-Epidemie 2015/2016 betroffen war und in dem noch weitere verwandte Flaviviren, wie zum Beispiel Dengue-Viren, kursieren. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die zwei Kolumbianer bereits in der Vergangenheit eine Infektion mit einem Flavivirus durchgemacht haben. Im Verlauf der Infektion wurden mehrmalig Blutproben entnommen, die im Labor auf spezifische Antikörper getestet wurden:
Virus-spezifische IgG-Antikörper zeigten einen steilen Titeranstieg bereits innerhalb der ersten Tage nach Symptombeginn, IgM-Antikörper gegen das Virus hingegen waren in keiner der entnommenen Proben nachweisbar – weder mit dem Immunfluoreszenztest (Arbovirus Fieber Mosaik 2, basiert auf infizierten Zellen) noch mit dem ELISA (Anti-Zika Virus-ELISA, basiert auf dem Virus-spezifischen Protein NS1).
Die Proben wurden nun zusätzlich mit dem ELISA auf IgA-Antikörper gegen das Zika-Viren-Protein NS1 getestet. Bei beiden Patienten konnte eine spezifische IgA-Immunantwort um Tag 20 (Tag 15-24) nach Ausbruch der Erkrankung nachgewiesen und damit der Verdacht einer akuten Infektion trotz fehlender IgM-Antikörper bestätigt werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass der IgM-Spiegel in der Serumprobe eines Patienten mit einer sekundären Flavivirus-Infektion oftmals sehr gering oder gar nicht messbar ist, wohingegen spezifische IgG-Antikörper in hohen Konzentrationen vorliegen. Serologisch lässt sich an einer solchen Probe nicht zwischen einer akuten Infektion und der Rekonvaleszenzphase unterscheiden. Die Bestimmung der Anti-Zika-IgA-Antikörper leistet in diesen Fällen einen wertvollen Beitrag zur Abklärung nicht eindeutiger Befunde.
Die hier erwähnte, exemplarische Studie wurde auf dem IMED 2016 (International Meeting on Emerging Diseases and Surveillance) in Wien und der 1. International Conference on Zika virus im Februar 2017 in den USA vorgestellt.