Diabetes mellitus im Fokus des Weltgesundheitstages 2016

Jedes Jahr am 7. April erinnert die WHO mit dem Weltgesundheitstag an ihre Gründung 1948 und widmet den Tag einem aktuellen Thema von globaler Bedeutung. Dieses Jahr steht Diabetes mellitus im Mittelpunkt („Beat diabetes“). Grund dafür ist die steigende Zahl der Diabetes-Patienten, besonders in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen. Diese belief sich im Jahr 2008 auf geschätzte 347 Millionen. Bis 2030, prognostiziert die WHO, wird Diabetes zu den sieben weltweit häufigsten Todesursachen zählen.

Bei Diabetes-Patienten produziert entweder die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) kein Insulin mehr oder der Körper kann das Insulin nicht mehr richtig nutzen. Das Hormon wird benötigt, damit die Zellen Glukose aus dem Blut aufnehmen und zur Energiegewinnung verstoffwechseln können. Ohne Insulin bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht – das wesentliche Merkmal des Diabetes mellitus. Die hohe Blutzuckerkonzentration wirkt sich auf weitere Stoffwechselprozesse aus und kann letztlich wichtige Organsysteme beeinträchtigen und z.B. zu Herzinfarkten, Schädigungen von Nerven, Nierenversagen oder Erblindung führen.

Typen des Diabetes mellitus

Es gibt zwei Hauptformen des Diabetes mellitus. Bei Typ-1-Diabetes produziert der Patient nicht genug oder gar kein eigenes Insulin und ist in jedem Fall auf die Zuführung des Hormons, beispielsweise durch Injektionen, angewiesen. Der Krankheitstyp ist auf eine Fehlregulation des Immunsystems zurückzuführen, die eine Zerstörung der Insulin-produzierenden Zellen zur Folge hat (Autoimmunerkrankung). In 80%-90% der Typ-1-Diabetes Fälle können dementsprechend Autoantikörper gegen Pankreas-Zellen im Serum der Patienten gefunden werden. Spezifische Zielantigene sind u.a. die Enzyme Glutamatdecarboxylase (GAD65) und Tyrosinphosphatase (IA2) sowie Insulin und Zinktransporter 8 (ZnT8A). In der Regel tritt Typ-1-Diabetes bereits im Kinder-/Jugendalter auf. Da die Antikörperprävalenzen mit dem Alter der Patienten schwanken, werden unterschiedliche Kombinationen serologischer Antikörpernachweise zur Diagnose des Typ-1-Diabetes bei unter bzw. über 10-Jährigen empfohlen (siehe beispielsweise Seissler und Scherbaum, 2005). Die zweite Hauptform des Diabetes mellitus ist der Typ-2-Diabetes, der durch eine Insulinresistenz gekennzeichnet ist. Zwar produziert der Körper dabei noch eigenes Insulin, die Zellen sprechen jedoch immer weniger auf das Hormon an – es verliert seine Wirkung. Häufig sind Übergewicht, ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung entscheidende Faktoren bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes, der sich üblicherweise erst im Erwachsenenalter manifestiert. Je nach Ausprägung der Erkrankung sind Typ-2-Diabetiker oftmals (noch) nicht insulinpflichtig und können mit einer Umstellung der Ernährung und Tabletten behandelt werden. Wichtig bei der Diagnostik des Typ-2-Diabetes ist die Differenzierung vom LADA, dem Latent Autoimmune Diabetes in Adults. Es handelt sich dabei um eine seltene Form des Typ-1-Diabetes, die trotz ihres autoimmunen Ursprungs erst im höheren Alter in Erscheinung tritt und deshalb häufig als Typ-2-Diabetes fehlinterpretiert wird.  Eine Unterscheidung der zwei Diabetesformen ist für die Wahl der Therapie entscheidend und über den Nachweis von Anti-GAD-Antikörpern möglich. Diese sind charakteristisch für LADA, kommen aber nicht bei Typ-2-Diabetes vor.

Eine Sonderform des Diabetes mellitus ist der Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Die erhöhten Blutzuckerwerte treten hierbei erstmals während der Schwangerschaft auf und normalisieren sich in der Regel wieder nach der Geburt. Ursache ist die Ausschüttung von Schwangerschaftshormonen, die den Zuckerstoffwechsel beeinflussen.

Botschaften des Weltgesundheitstages

Mit der Kampagne möchte die WHO darauf aufmerksam machen, dass Diabetes eine schwere Erkrankung mit weltweitem Einfluss auf die Gesundheitssysteme ist. Weitere Botschaften, die in die Öffentlichkeit transportiert werden sollen, sind: 1) Menschen können sich durch eine gesunde Lebensweise effektiv vor Typ-2-Diabetes schützen und 2) Menschen, die an Diabetes (Typ 1 und 2) erkranken, können bei frühzeitiger und korrekter Diagnose erfolgreich behandelt werden, und so schwere Komplikationen und Folgen vermeiden.

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