Gastbeitrag:
13. Beitrag der Artikelreihe: Moderne Mykologie in der Dermatologie
von Herrn Prof. Hans-Jürgen Tietz, Leiter des Instituts für Pilzkrankheiten, Berlin
Häufig erreichen mich Anfragen aus Hautarztpraxen mit den Worten, in unserem mykologischen Einsendelabor hat sich dies oder jenes ereignet. Ich halte die Gründung von lokalen Laborvereinen für eine grandiose Entwicklung. Eine glänzende Idee, die Kräfte bündelt, zum Vorteil aller, der Kollegen und der Patienten. Denn wenn sich dermatologische Kompetenz durch Zusammenschluss in der Diagnostik der Mykosen ballt, ist das gut für die Mykologie und deren Wertigkeit. Ein solcher PCR-Qualitätszirkel fördert auch den fachlichen Austausch untereinander. Davon kann die Mykologie nur profitieren, in einer Zeit, in der Mykosen an vielen Fronten zunehmen, wie durch den inzwischen endemischen „Thailand-Pilz“ oder T. tonsurans, von der Tinea capitis im Friseursalon bis zur Tinea corporis im Ringerverein, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Andererseits fehlt nicht erst seit Corona Personal. MTA´s oder Arzthelferinnen, die sich der Pilz-PCR verschreiben, sind rar geworden. Auch in dieser Hinsicht ist ein Labor-Zusammenschluss einzelner Praxen goldrichtig. Ebenso können Haus- oder Kinderärzte in ein solches dermatologisches PCR-Zentrum einsenden, wie auf unserem Labortisch zu sehen ist (Abb. 1). Man erkennt viele kreative Verpackungen, vom Briefumschlag bis zur Petrischale. Ideal sind industrielle Versandtaschen aus Papier, in die man Haare, Schuppen oder Nagelspäne, direkt vom darauf liegenden Fuß oder Nagel aufbringen und zusammengefaltet per Brief verschicken kann (Abb. 1 Mitte).
Kürzlich wurde per E-Mail die Frage gestellt, was es denn auf sich habe, dass bei einigen Patienten der Einsender die PCR zwar positiv für T. rubrum sei, die Therapie aber nicht wirke, was man denn falsch mache. Der „Fehler“ liegt fast immer beim Einsender, der instruiert werden muss, dass die Probe nicht nur keim- sondern auch DNA- frei entnommen werden muss, um falsch positive Ergebnisse zu vermeiden. T. rubrum ist der häufigste Kontaminant. Er ist extrem weit verbreitet. Die Prävalenz von Fuß- und Nagelmykose liegt bei ca. einer Milliarde weltweit.
Ideal sind wiederverwendbare Instrumente, wie ein zahnärztlicher Haken (Abb. 2 Mitte), der nach gründlicher Reinigung und anschließender Inkubation im Brutschrank von kontaminierter DNA befreit werden kann. So gab es bei unseren Patienten bislang noch keinen einzigen falsch positiven oder falsch negativen Befund, der nicht mit dem klinischen Bild übereinstimmte. Der PCR-Befund passte stets zum Krankheitsbild bzw. zum Verlauf einer Mykose unter der Therapie, wobei auch wir lernen mussten, Kontaminationen im Untersuchungsraum zu vermeiden. Zur Entnahme von Hautschuppen verwenden wir kommerzielle DNA-freie Bürsten (Abb. 1 links) oder wiederverwendbare scharfe Löffel, Scheren und den Haken im Falle einer Onychomykose. Das regionale PCR-Einsende- oder Konsiliarlabor sollte seine Partner regelmäßig schulen, damit keine Missverständnisse entstehen. Hilfreich im Sinne der Plausibilität ist auch die Zusendung klinischer Bilder.
„Plan B“ im Falle konventionell schwer identifizierbare Keime wäre, ebenso im Ringversuch, die Petrischale zur Identifikation des Erregers ins lokale dermato-mykologische PCR-Labor einzusenden. In der Präambel der Qualitätssicherungs-Regelungen der Bundesärztekammer ist im Übrigen festgehalten, dass die Anforderungen an einen Ringversuch von allen Laboren eingehalten werden können müssen. Ebenso, dass die zuständigen Fachgesellschaften Einfluss auf Ringversuche nehmen dürfen, somit auch auf die Auswahl der Prüfkeime, deren Eignung zudem gemäß Ziffer E 3 1 (3) „unter Routinebedingungen mit Routineuntersuchungsverfahren zuvor geprüft werden“ muss1.
Wie dem auch sei, die entstehenden PCR-Hotspots in der Mykologie sind ein Segen für unser Fachgebiet, auch in diesem Punkt. Daher herzlichst und weiter so
Ihr Hans-Jürgen Tietz
1 Dt. Ärzteblatt (2013) 110: 575-582
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