In diesem Herbst sind erstmals Fälle von West-Nil- und Zika-Virus-Infektionen in Deutschland und Frankreich aufgetreten, die durch lokale Ansteckungen über infizierte Mücken verursacht wurden. Man spricht bei solchen vor Ort erworbenen Infektionen auch von autochthonen Fällen, im Gegensatz zu eingeschleppten Reisekrankheiten. Seit Jahren schon ist eine globale Ausbreitung zum Teil erst vor Kurzem identifizierter Infektionserreger zu beobachten, durch die bisher nur lokal begrenzt auftretende oder gar unbekannte Krankheiten in andere Regionen der Welt eingeführt werden.
Von Insekten (Arthropoden) übertragene Viren, die auch als Arboviren bekannt sind, zählen zu den häufigsten Auslösern von Infektionskrankheiten des Menschen. In den letzten Jahrzehnten sind sie zu einem weltweit wachsenden Problem geworden. Vor allem in tropischen Regionen kam es vermehrt zu Epidemien vektorübertragener Viruserkrankungen. Neben dem Dengue– und Chikungunya-Fieber ist hier das Zika-Fieber hervorzuheben, welches sich 2015/2016 in weiten Teilen des südamerikanischen Kontinents ausbreitete. Aber auch in den gemäßigten Breiten Europas kommt es inzwischen zu saisonal auftretenden Infektionen mit Arboviren wie dem West-Nil- oder Chikungunya-Virus. Grund dafür sind unter anderem die zunehmend warmen und langen Sommer. Die Wärme begünstigt die Ausbreitung der Viren und der Überträger, meist Mücken, aus den tropischen Gebieten nach Norden.
In Deutschland wurde im September von einem Patienten mit nachgewiesener West-Nil-Virus-Infektion aus der Region um Leipzig berichtet, die erstmals auf eine Übertragung durch heimische Mücken zurückzuführen war. Es folgten drei weitere Fälle in Ostdeutschland. Da etwa 80 Prozent der West-Nil-Virus-Infektionen asymptomatisch verlaufen und daher in der Regel nicht diagnostiziert werden, vermutet Prof. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin gegenüber der dpa, dass bereits weit mehr Menschen in Deutschland von der Virusinfektion betroffen sind. Ende Oktober wurde der zweite Fall einer Zika-Virus-Infektion in Frankreich bekannt, die auf eine lokale Ansteckung zurückzuführen ist. Der Patient lebt in unmittelbarer Nähe zum Betroffenen, der als erster Fall bekannt wurde. Das Zika-Virus wird nicht von heimischen Mücken, sondern von tropischen Gelbfieber- und Tigermücken übertragen, von denen Letztere inzwischen allerdings auch in Süd- und Mitteleuropa verbreitet sind. Tigermücken fungieren auch als Vektoren für Dengue- und Chikungunya-Viren. Fälle von Dengue- und Chikungunya-Fieber traten vor allem in Südfrankreich, Portugal und Italien bereits mehrfach auf. Auch in Spanien häufen sich die autochthonen Dengue-Fieber-Fälle. Mitte November wurden hier außerdem der erste Fall gemeldet, bei dem die Übertragung des Virus durch sexuellen Kontakt erfolgte.
Die klinischen Verläufe der Infektionen mit den unterschiedlichen Arboviren ähneln einander sehr stark, sodass eine Diagnose meist nicht aufgrund der reinen Symptomatik gestellt werden kann. Daher sollte bei entsprechendem Verdacht eine gezielte virologische Diagnostik durchgeführt werden. Mit den EUROIMMUN-Testsystemen für die Diagnostik von Arbovirusinfektionen können sowohl akute als auch bereits überstandene Infektionen verlässlich erkannt werden. PCR-basierte Testsysteme erlauben bereits ab dem ersten Tag nach Auftreten der Symptome einen zuverlässigen und eindeutigen Direktnachweis der Erreger auf Basis des Virusgenoms. Ein Nachweis viraler RNA/DNA bzw. des Virus selbst kann aber nur während der virämischen Phase in den ersten Krankheitstagen erfolgen – danach ist das Virus nicht mehr nachweisbar. Folglich kommt nach der Virämie der Serologie eine große diagnostische Bedeutung zu, die somit eine hervorragende Ergänzung zum Direktnachweis darstellt. Spezifische Antikörper können einige Tage nach Einsetzen der ersten Symptome nachgewiesen werden. Der Nachweis spezifischer IgM-Antikörper oder eines signifikanten Titeranstiegs des spezifischen IgG weist auf eine akute Infektion hin. Sinnvolle Einsatzgebiete von Antikörpertests sind die Untersuchung von Reisenden nach ihrer Rückkehr aus den betroffenen Gebieten sowie das Screening größerer Bevölkerungsgruppen im Fall einer Epidemie.