Sicherheit von SARS-CoV-2-Impfstoffen in Patienten mit autoimmunen Lebererkrankungen

Eine neue Studie hat gezeigt, dass mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 bei Patienten mit autoimmunen Lebererkrankungen (autoimmune liver diseases, AILD) keine kurzfristige Verschlechterung der Autoimmunität hervorrufen. Die gemeinsame Studie von EUROIMMUN und Forschern des Epatocentro Ticino in Lugano sowie anderer Institute und Kliniken in der Schweiz wurde kürzlich im Journal of Autoimmunity veröffentlicht.

Die mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 wurden in der Vergangenheit mit seltenen immunologischen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht, wie z. B. zirkulierenden Autoantikörpern und dem Auftreten von Autoimmunerkrankungen, was Bedenken hinsichtlich ihrer Sicherheit bei Patienten mit einer Prädisposition für Autoimmunität aufkommen ließ. Die Forscher untersuchten daher verschiedene Leber-assoziierte und nicht Leber-assoziierte Autoantikörper bei Patienten mit primär biliärer Cholangitis (PBC), Autoimmunhepatitis (AIH) oder primär sklerosierender Cholangitis (PSC) sowie bei Beschäftigten im Gesundheitswesen (healthcare workers, HW) vor und nach der Impfung. Es wurde nach Autoantikörpern gesucht, die de novo auftraten, verschwanden oder deren Titer sich deutlich veränderte. Zwei komplementäre Ansätze wurden genutzt, um möglichst viele Informationen zu den Antikörpern zu erhalten. Während EUROLINE-Immunblots den Nachweis einer Vielzahl von Antikörperreaktionen ermöglichen, erlauben indirekte Immunfluoreszenztests (IIFT) den Nachweis der Reaktivität auf Konformationsepitope. Alle Labortests wurden bei EUROIMMUN durchgeführt.

Die leberspezifischen Autoantikörper gegen glatte Muskulatur (SMA) und Mitochondrien (AMA) sowie die Antigene LKM-1 und LC-1 wurden mittels indirekter Immunfluoreszenz (IIF) nachgewiesen. Ein EUROLINE-Profil ermöglichte den spezifischen Nachweis von Autoantikörpern gegen die Antigene SLA, M2, M2-3E, Sp100, PML, gp210, LKM-1, LC-1, Ro-52, F-Actin und PGDH. Zu den mittels IIF nachgewiesenen nicht Leber-assoziierten Autoantikörpern gehörten ANA und ANCA. Eine Reihe spezifischer ANA- und ANCA-Reaktivitäten wurde mit EUROLINE-Profilen getestet. Darüber hinaus wurden Antikörper gegen CCP, tTG und TPO mittels ELISA analysiert. Anti-SARS-CoV-2-Antikörper infolge einer natürlichen Infektion oder einer Impfung wurden ebenfalls mit ELISA nachgewiesen.

Während AILD-Patienten nach der mRNA-Impfung häufiger Autoantikörper entwickelten (Autoantikörper-Positivierung) als HW, verschwanden bei ihnen Autoantikörper nach der Impfung ebenfalls häufiger (Autoantikörper-Negativierung). Der Anteil der Patienten mit mindestens einer Autoantikörper-Positivierung nach der Impfung betrug 37 % bei AIH, 35 % bei PBC und 56 % bei PSC, verglichen mit 11 % in der HW-Gruppe. Der Anteil der Patienten mit mindestens einer Autoantikörper-Negativierung lag bei 57 % für AIH, 40 % für PBC, 50 % für PSC und 25 % für HW. Bemerkenswerterweise gab es in der AIH-Gruppe mehr Negativierungen als Positivierungen, was vermuten lässt, dass die mRNA-Impfstoffe in dieser zur Autoimmunität neigenden Population keine Verschlimmerung der Autoimmunität bewirken. Dies wurde durch den klinischen Verlauf bestätigt, der sich nach der Impfung (mit einer Ausnahme) nicht verschlechterte. In der Kohorte wurde auch nach einem Jahr keine neu aufgetretene Autoimmunerkrankung beobachtet. Diese Daten verdeutlichen die Sicherheit von mRNA-Impfstoffen bei AILD-Patienten. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass auch eine SARS-CoV-2-Infektion selbst mit Autoimmunität assoziiert sein kann, was die Eignung der SARS-CoV-2-Impfung bei Patienten mit AILD weiter unterstreicht.

 

Lesen Sie mehr über die Studie:

Kälin T, Passarin K, Filipowic-Sinnreich M, et al. Swiss Autoimmune Hepatitis Cohort Study; Swiss Primary Biliary Cholangitis Cohort Study; Swiss Primary Sclerosing Cholangitis Study. SARS-CoV-2 mRNA vaccines do not worsen autoimmunity in patients with autoimmune liver diseases. J Autoimmun. 2024 Oct 15;149:103325. doi: 10.1016/j.jaut.2024.103325.

 

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