EUROIMMUNer in Corona-Zeiten: Von der IT in die Coronatest-Produktion

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt verändert. Für viele EUROIMMUNer ganz besonders. Nicht nur, weil von heute auf morgen hunderte Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten mussten – viele haben sogar über Monate in anderen Abteilungen ausgeholfen und sich an unserem internen Programm „Kollegen helfen Kollegen“ beteiligt. So auch Sebastian, der von Anfang an mitten im Geschehen war.

2015 startete er bei EUROIMMUN seine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration. Nach erfolgreichem Abschluss wurde er in eine Festanstellung übernommen und ist seitdem in der Abteilung „Informatik – Hardware und Netzwerke“ tätig. Er und seine Kollegen kümmern sich unter anderem um die firmenweite IT-Ausstattung und sind für alle Arten von Computerhardware, Software, Drucker, Telefone, Server und Netzwerkstrukturen sowie die Netzwerksicherheit verantwortlich. Darüber hinaus gehört auch der Mitarbeiter-Support zu ihrem Aufgabengebiet. Hier stehen sie den Kollegen bei allen Fragen rund um den PC-Arbeitsplatz mit Rat und Tat zur Seite.

In seiner Abteilung kündigte sich der aufkommende Einfluss der Corona-Pandemie schon frühzeitig an. Als die ersten Hürden in der IT bewältigt waren, wartete auf Sebastian die nächste große Aufgabe – denn er war einer von knapp 170 EUROIMMUNern, die in der Corona-Zeit für einen Hilfseinsatz in einer anderen Abteilung unterstützt haben. Im Interview erzählt er uns von seinen Erlebnissen in dieser herausfordernden Zeit.

Moin Sebastian! Es ist Anfang August – inzwischen werden die Corona-Maßnahmen immer mehr gelockert und wir kehren Stück für Stück in unseren Alltag zurück. Hinter Dir liegen ein paar aufregende Monate. Erzähl mal, wie hat die Corona-Zeit an Deinem Arbeitsplatz begonnen?

Die Auswirkungen der Pandemie haben wir in der IT schon deutlich früher zu spüren bekommen als andere Abteilungen. China als weltweit größter Produzent elektronischer Bauteile und Geräte hat einen großen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Waren. Als in Europa noch kaum jemand von einer Pandemie sprach, hatten Chinas Industriemetropolen bereits Quarantäne und Ausgangsverbote verordnet. Produktionen standen still und die Lieferzeiten in Europa erhöhten sich stetig. Da wir nicht nur Hardware für die interne Nutzung bestellen, sondern auch Aufträge unserer Kunden bearbeiten, wurde beschlossen, dass wir unseren kalkulierten Halbjahresbedarf weitestgehend im Voraus bestellen und einlagern. Gesagt, getan – insgesamt forderten wir über 1.000 Geräte wie PCs, Monitore, Server oder Drucker für Mitarbeiter und Kunden an, darunter auch 80 Notebooks, 70 Dockingstations und 200 Headsets für eventuelle Homeoffice-Maßnahmen. Aufgrund der zunehmenden Einschränkungen in anderen Ländern mussten wir davon ausgehen, dass auch unsere Mitarbeiter über kurz oder lang von zu Hause aus arbeiten würden. Und es kam, wie erwartet: Im Februar spitzte sich auch in Europa die Lage zu und wir bereiteten alles für den bevorstehenden Lockdown vor. Von den Sofortmaßnahmen waren etwa 500 Mitarbeiter betroffen, die schnellstmöglich auf Homeoffice umgestellt werden mussten. Einige Kollegen folgten aufgrund von Urlaub oder Freistellung für die Kinderbetreuung erst ein paar Wochen später. Zum Höhepunkt dieser Phase waren es insgesamt rund 650 Mitarbeiter, denen wir im Zuge der Corona-Krise das Homeoffice ermöglicht haben.

Wow, das ist eine ganze Menge! Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr dabei bewältigen musstet?

Eine zentrale „Großbaustelle“ war unsere Firewall. Zuvor war das Arbeitsmodell Homeoffice nur in Ausnahmeregelungen und für die Außendienstmitarbeiter verfügbar, da EUROIMMUN sehr viel Wert auf persönlichen Kontakt unter den Kollegen legt. Dementsprechend war auch das Sicherheitskonzept aufgesetzt und reichte in der Form nur für eine überschaubare Menge an Fernarbeitsplätzen aus. Bei dieser großen Zahl an Mitarbeitern, die im Zuge der Corona-Maßnahmen auf Homeoffice umgestellt wurden, war es zwingend notwendig, die Systeme zu entlasten. Dazu haben wir vorhandene Ressourcen aktiviert und die Bandbreite unserer Internetanbindung erhöht.
Zudem hatten wir nicht für alle Kollegen, die remote arbeiten sollten, ein Notebook auf Lager. Daher mussten wir den VPN Client auch auf privaten Endgeräten installieren. Dieser Vorgang brachte einige Schwierigkeiten mit sich, denn es gibt verschiedene Betriebssysteme (Windows, MacOS, Linux), die hinsichtlich der Sicherheitsupdates auf dem neuesten Stand sein müssen. Außerdem muss ein aktuelles Antivirenprogramm installiert sein, da jede externe Verbindung mit dem Firmennetzwerk eine potenzielle Gefahr darstellt.
Die häufigsten Probleme waren jedoch Verbindungsabbrüche zum Firmennetzwerk. Leider gab es dafür meistens eine externe Ursache, sodass wir derartige Störungen oft nicht aus unseren Reihen beheben konnten. Da viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken mussten, kam es insbesondere in den Kernarbeitszeiten immer wieder zu Verbindungsproblemen der Internetanbieter, denn selbst in den Großstädten ist Glasfaser noch nicht überall verfügbar. Dieses Internet ist für uns alle eben noch Neuland ;-).


Neben dem allgemeinen internen 1st-Level-Support habt Ihr eine zusätzliche Hotline eingerichtet, um die Kollegen im Homeoffice zu unterstützen. Wie kamt Ihr auf die Idee und wie wurde dieser Zusatzservice genutzt?

Wir rechneten damit, dass viele Kollegen im Homeoffice vor neuen Herausforderungen stehen und technische Probleme auftauchen könnten. Damit sie hierfür eine zentrale Anlaufstelle haben, wurde eine neue Hotline eingerichtet. Mit acht Teamkollegen, verteilt auf drei Standorte, haben wir den großen Ansturm der ersten Wochen bewältigt. Zu Beginn der Homeoffice-Phase klingelten die Telefone nonstop und einige Kollegen mussten mehrmals anrufen, um durchzukommen. Doch alle hatten dafür Verständnis und waren sehr dankbar für den zusätzlichen Support.

Als die Situation in Eurer Abteilung unter Kontrolle war und die Kollegen sich im Homeoffice eingearbeitet hatten, wurde es allmählich etwas ruhiger. Darum kam über die Personalabteilung die Anfrage zur Aushilfe in anderen Abteilungen. Auch Du hast Dich an unserem internen Programm „Kollegen helfen Kollegen“ beteiligt. In welcher Abteilung wurdest Du eingesetzt und welche Aufgaben hast Du übernommen?

Ich wurde für die PCR-Abteilung in Dassow eingeteilt. Mit den PCR-Tests, die hier hergestellt werden, kann man überprüfen, ob sich in einer Patientenprobe das Erbgut eines Erregers befindet. Auch zur Diagnostik des Coronavirus haben wir einen solchen Test entwickelt, der in großen Mengen produziert werden musste. Das Arbeitspensum war demnach in sehr kurzer Zeit stark angestiegen und es wurden interne Helfer gesucht. Ich war in der PCR-Produktion für zwei Wochen im Einsatz und habe in der neu eingeführten Sonderschicht von 18:00 bis 24:00 Uhr gearbeitet. Zu Beginn habe ich eine mehrstündige Einweisung in die Nutzung des Reinraums und die Funktionsweise der Testsysteme erhalten. So konnte ich meine Kollegen bei den Produktionsvorbereitungen und mit einfachen Zuarbeiten unterstützen.

Eine klasse Aktion! Viele der aushelfenden Kollegen haben zurückgemeldet, dass sie den Einsatz in anderen Abteilungen sehr interessant fanden und es einem internen Weiterbildungsprogramm glich. Wie war es bei Dir? Welche neuen Erfahrungen konntest Du sammeln?

Dem kann ich absolut zustimmen. Zwar habe ich im internen IT-Support durch Vor-Ort-Einsätze auch schon vor der Corona-Zeit viele Abteilungen auf die eine oder andere Weise kennen gelernt, doch nun durfte ich auch einmal die Praxis miterleben. Obwohl ich seit Jahren in der Biotechnologie-Branche arbeite, bin ich mit unseren Laboren und auch mit den Produkten an sich nie wirklich in Berührung gekommen. Es war sehr interessant und gibt meiner Arbeit bei EUROIMMUN nochmal eine ganz andere Bedeutung.
Natürlich ist es aber auch außerhalb von Corona eine tolle Sache, andere Abteilungen und Kollegen besser kennenzulernen. Durch die persönliche Zusammenarbeit hatte man nun die Gelegenheit zu Gesprächen, die sich nicht um die üblichen IT-Themen an der Support-Hotline drehten. Das hat mich sehr gefreut.
Ziemlich überrascht war ich von den Auswirkungen der Schicht- und Nachtarbeit auf meinen Schlaf-Wach-Rhythmus. Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass das den Körper so sehr durcheinander bringt. Das war für mich eine neue Erfahrung und ich ziehe meinen Hut vor jedem, der im Schichtdienst tätig ist.

Nach knapp drei Monaten Ausnahmesituation wird das interne Helferprogramm schrittweise beendet und die Kollegen kehren zu ihren üblichen Tätigkeiten zurück. Vielen Dank Sebastian, dass Du Dich daran beteiligt und Deine Erlebnisse aus der Corona-Zeit mit uns geteilt hast!

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